Boondocks - phallic

Boondocks-phallic

Déjà-vu

erleben wiederholbar
sein wo du nicht du bist
enden im nichts
erleben wiederholbar

...

stein
der ewigkeit hätte sein können
zu stein verkommen

Zuflucht

Schweigend liefen sie nebeneinander hügelan durch morgenfeuchte Wiesen. Gierig trank die Sonne den Tau aus Blütenkelchen und von Halmen.
Sie sahen sich an; T., Absolventin der letzten Abiturklasse, die er unterrichtet hatte und J., Mathematiker, ihr Lehrer. Lange waren sie sich nicht begegnet, war er nicht mehr im Hause ihres Vaters, seines Freundes, gewesen.
Ihre Leben hatten einander begleitet, sich an wichtigen und unwichtigen Tagen gekreuzt. T. hatte die Kleinstadt verlassen. Er war dort geblieben, lebte seit vierzig Jahren ein Leben, daß er als gleichförmig bezeichnete. Ja, geliebt haben mußte er sie wohl einst, seine Frau. Er konnte sich nicht mehr erinnern, schien es, wollte vergessen und sich verzeihen, daß er nie versucht hatte auszubrechen aus einem Alltag, der ihn nichts mehr fühlen ließ, der seine Frau zu einer Frau neben ihm machte.
Dann starb sein Sohn. J. fühlte kurzzeitig.
Er betäubte sich, seine Profession wurde zur Droge. Das Jonglieren mit Zahlen fraß wie geplant seine Zeit und bescherte ihm ansehnliche Nebeneinkünfte. Seine Frau nahm es hin.
All das wußte T., konnte die Spuren des Gewesenen in seinem Gesicht lesen. Aber da war noch etwas. Ein weicher Zug, der ihr nie zuvor aufgefallen war.
Sie ermutigte ihn nicht, erwartete nichts, er würde reden.
J. brach gedankenlos einen Halm. Worte entströmten ihm, die sie versuchte in die Lücken zu füllen, die ihr in seinem Leben klafften.
Erschöpft sei er gewesen, zur Erholung gefahren, allein. Und dort hatte er sie getroffen, die Frau, die ihm anfangs so unfaßbar entfernt schien. Sie hatte ihn gesucht, seine Unnahbarkeit und Verschlossenheit gebrochen. Ihre Gegenwart die seine wurde, zeigte ihm eine Intensität, die er nie erlebt hatte. Er pulsierte, tauchte mit ihr in Momente der Tiefe, die er sich nie hatte vorstellen können. Und er fragte sich, was die Jahre davor gewesen waren, ein Sein verschenkt an nie geträumte Träume? Und ob es denn jetzt begänne sein Leben?
Sie wollte mit ihm sein. In einer entfernten Stadt sollte er all das finden, was er bisher nicht gekannt zu haben glaubte.
T. lächtelte ob des Funkelns in seinen Augen.
Wieder begleitete sie Stille, nur durchbrochen vom Singen der Blätter im Wind.
„Das Glück ist ein flüchtiger Gast“, brach es unvermittelt aus ihm heraus. Dann schwieg er. Kein Wort fiel mehr auf ihrem Weg.
Er war zurückgekehrt zur Frau neben ihm, dem Füllhorn der Gefühle nicht gefolgt.
Seine letzten Worte, an denen er zu zerbrechen schien und eine ihr fremde, vorgestellte Einsamkeit begleiteten T. zurück in ihre Stadt, zurück in ihr Leben.

Und täglich grüßt das Murmeltier

WeckhzeiMorgens gegen zwei setzt der Automatismus des Weckerstellens die letzten 24 Stunden auf Null. Die eingegebene Uhrzeit kündigt die Spannung des folgenden Arbeitstages an. Auch morgen wieder wird Gleichförmigkeit den Tag lähmen, Umgebungsstille unbemerkte Lethargie definieren, Tatendrang vaporisieren, ein Entkommen unmöglich machen und die Zeitschleife mich unvermeidlich in ihren Sog ziehen. Schmerzhafte Erinnerungen an einst verhaßte 16-Stunden-Tage gieren danach Realität zu werden - time for a change.

...

Ein Blick ins Grüne ändert nichts an der Atmosphäre einsamer Orte.

Grauer Himmel fördert Wachstumsträume und Traumwachstum.

Koffein MUSS, am Ausmaß möglicher Entzugserscheinungen gemessen, eine Droge sein.

Gestrandet

gestrandet

Ungewollt und kopfüber läßt sie sich ins Becken ziehen, taucht ein in die wohlige Umarmung des Elementes. Gleichmäßige Bahnen ziehend schlägt ihr Puls im Takt.
Nicht von ihr bestimmt steigt die Schlagstärke. Geführt greifen Bewegungen tiefer. Sie ergibt sich widerstandslos ihrem Körper.
Gesuchte Worte, erinnerte Sätze werden zu Blasen, zerplatzen unter der Wasseroberfläche. Sie läßt sich treiben, schwimmt im Gestern, sucht im Morgen nicht das Ziel.
Müde stemmt sie sich aus dem Becken. Und nichts ist mehr wie vor dem Eintauchen.

Florales Remis

Prunkwinde1 Zwei kurze Wochen nur trennten mich von meiner kleinen Toscana, vom Inselstaat Balkonien, abendlich und wochenendlich gern bewohnt. Liebevoll gepflegt (danke O.) überstanden alle Bewohner die Wirren mitteleuropäischer und - im Südländischen verweilend - nicht nachvollziehbarer Wetterwechsel.
Blütenreich und hochgeschossen recken sich die Prunkwinden der Sonne entgegen, meine widerstandsfähigen Ausgeburten jahrelanger Inzucht.
Vor zwölf Jahren begegnete ich den 'moonflowers' erstmalig in den USA, stibitzte Samen und kultivierte sie im nächsten Frühjahr. Jahr um Jahr gingen alle Samen, im Herbst abgesammelt und im Frühjahr gesät, auf und nie traue ich mich, Sprösslinge dem Kompost zu überantworten. Seit Jahren also bevölkern deshalb Prunkwinden - aus nämlicher gestohlener Zucht - wieder meinen Balkon und die städtisch-wohnungsnahen Naturfluchtpunkte von Freunden.
Nie war ich in der Situation, den schnellwachsenden Ranken etwas zu Leide zu tun. Nur nahmen sie in meiner 14-tägigen Abwesenheit ausbreitungswütig Besen und Schrubber (beide aufgrund räumlicher Gegebenheiten auf dem Balkon wohnend) schlingend in Beschlag.
Sollte ich also zur Rettung eine Putzfrau einbestellen, die eigenes Reinigungsgerät mitbringt?

Feeling blue

Feeling-blue

In the middle of the night...

... four unconsciously thrown words trigger memories contradicting the present.

Streifzüge

Granada

Andalusien

Andalusien Verschlafen liegt der Tag ueber der Strasse. Noch steht die Sonne tief, greift ihr heisser Arm nicht nach mir.
Die Reifen grollen die Kilometer ins Bitumen. Steil steigt die Strasse an, wiegt sich kurvig in kargen Landschaften. Rotwolkig wirbelt Staub. Einsam bricht sich das Vehikel seinen Weg. Geheimnisvoll liegt die Sierra Alhamilla im Morgendunst. Von Hitze und Wind zerfressene Felsen erscheinen als Pendants zu ihren grossen Bruedern in Arizona und Utah. Die Regisseure von "Lawrence von Arabien", "Indiana Jones" und "Spiel mir das Lied vom Tod" gaukelten ihren Zuschauern hier taeuschend echt Originalschauplaetze vor.
Aufwaerts kringelt sich der Fahrweg, in hochliegenden Taelern reifen versteckt Oliven, verspruehen Zitronen ihr unreifes Gelbgruen.
Die Urbanitaet Granadas bricht aus der Senke. Maechtig liegt die Stadt der Sierra Nevada zu Fuessen. Wehrhaft thront die Alhambra auf ihrem Huegel. Aeusserlich unscheinbar offenbaren maurische Palaeste ihren ungeahnten Reichtum erst im Innern. Kunstvoll ziselierter Marmor und feingeschnitzte Edelhoelzer verbreiten maerchenhaft orientalischen Zauber. In Traeumen vergangener Wahrheiten schwebend durchlaufe ich bewegte Jahrhunderte.
Abwaerts, durch dichtes Gruen, treibt es mich in die Stadt. Quirlig brodelt das Leben kurz vor der Siesta. Haendler bieten in schmalen Gassen feil, was lokale Handwerkskunst hergibt, offerieren Orientalisches, die Verzueckungen der Touristen treffend.
Abseits ausgetretener Pfade betrete ich eine uralte Bodega, schaue mich neugierig um und schaeme mich als Eindringling fremd. Die Erwartung siegt. Mein rudimentaer bemuehtes Spanisch treibt dem Wirt ein Laecheln ins Gesicht. Er laesst mich bleiben, bringt feinste Tapas und kuehlenden Wein, tafelt kulinarische Koestlichkeiten auf. Ich werde zur Beobachterin jahrzehntealter Rituale. Nach und nach fuellt sich die Bodega. Haendler von nebenan, distinguierte aeltere Damen, freizeitvernichtende verliebte Paerchen und Urgesteine des Viertels stehen am Tresen. Aus Faessern werden Wein, Wermut und Bier gezapft. Die gereichten Tapas sind Beschaeftigung fuer die Finger, unterbrechen als in kleinen Happen genossene Bissen nur kurz von lebhaften Gesten untermalte Gespraeche.
Neben mir plaziert ein Grossvater seinen Enkelsohn an einem Tisch, bestellt eine Cola fuer das Kind und begibt sich selbst zu Bekannten an den Hauptplatz des oertlichen Geschehens. Stehend geniessen die Stammgaeste dort ihre Siesta. Benutzte Servietten tupfen den gefliesten Boden weiss. Der kleine Junge beginnt fast unbemerkt und sich selbst genuegend eine heimliche Konversation mit dem maechtigen Stierkopf am Tresenpfeiler.
Leise verlange ich nach der Rechnung und schleiche mich aus einer anheimelnd faszinierenden Welt, derer ich voyeuristisch teilhaben durfte.
Die Stadt verlassend werden die Strassen schmaler, kriecht das Vehikel, engen Serpentinen folgend, steil hinauf. In Haenge geschlagen malen Doerfer Weiss in die Berge. Kargheit zeichnet die Landschaft. Die Einsamkeit, so scheint es, wohnt in diesem Gebirge.
Im Schatten der Bergriesen der Sierra Nevada liegt Trevélez, die hoechstgelegene Siedlung Spaniens. Der Ort ruehmt sich mit einem der besten, wenn nicht dem besten Schinken des Landes, dem 'jamón ibérico de bellota'. Wo und wie diese Koestlichkeit produziert wird, bleibt aber geheim. Nirgends auf dem beschaulichen Weg war auch nur ein freilebendes Schwein zu sehen. Von Eichenbaeumen ganz zu schweigen. Von Eicheln aber soll sich das Borstenvieh der fuer diesen speziellen Schinken lebenden Rasse 'cerdo ibérico' ernaehren.
Ueberhaupt stellt sich in diesen verlassenen Gegenden die Frage, wovon die Bevoelkerung lebt. Bergbau ist Teil der Vergangeheit, unzaehlige Ruinen einstiger Foerderstaetten sind Zeugen gnadenloser Ausbeutung in Felsen verborgener Schaetze. Landwirtschaft scheint an steil abfallenden Haengen schier unmoeglich. Lediglich Verkehrsschilder weisen auf Viehzucht hin. Tierlos blieb der schweifende Blick der Reisenden.
Talwaerts schlaengelt sich die kurvenreiche Piste. Spaerliche Landschaften werden durchbrochen vom kuenstlich erzeugten Plastikland. Endlos ueberziehen Planen Holzgestaenge ueber aufgeschuetteten Plateaus. Hier waechst, was Supermaerkte bestueckt und wasserarmes Land noch aermer macht. Tomaten, Gurken und Paprika durchlaufen ihr fuer die Umgebung parasitaeres Leben. Die Berge hier muessen noch hergeben worueber sie Jahrhunderte wuchsen - Kaolin, Erz und Gold.
Kuestennah windet sich die Strasse hinter Almeria zum Fischerdorf San José.
Die Sonne verlaesst den Tag, sanft wogt das Meer. Stolz steigt der volle Mond.

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Meinungen

sie haben doch nicht...
das reisefieber und die fotolust "kurriert"? ich vermiss...
Ranunkelchen - 27. Mai, 23:14
auch von mir....
... alles gute nachträglich.
Doro (Gast) - 10. Mär, 17:13
hab lieben dank!
Paula notes - 8. Mär, 23:03
herzlichen glückwunsch!...
schneck08 - 6. Mär, 00:04
ich selbst
kanns aus 9monatiger eigener abstinenz nur empfehlen!...
ranunkelchen (Gast) - 12. Okt, 21:35
ja, sicher
und fern und scheinbar nicht erreichbar. aber für mich...
Paula notes - 6. Sep, 01:12
der nachthimmel hat's...
der nachthimmel hat's gut.
schneck08 - 5. Sep, 10:14

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Zuletzt aktualisiert: 15. Apr, 10:03

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