Neugier

„Bringt er dich zum Lachen“, fragt Freundin K. plötzlich und löst im Bruchteil einer Sekunde ein Synapsenschlußchaos aus.

Zartes Blühen

Werbung

am verregneten Samstagnachmittag in der Auguststraße. Was wie ein weiteres Kunstobjekt der 4. Berlin-Biennale für Zeitgenössische Kunst daher kam, entpuppte sich als Werbung der dahinter liegenden, eingerüsteten "Milchhalle". Mit dem Wetter ob solch sanften Blühens augenblicklich versöhnt, ließ sich der Arbeitsweg ohne Neid auf freizeitverwöhnte Kunstflaneure fortsetzen.

...

tränen werden zu reis
perlen rollen über den boden
erstarrte gedanken
verlorene träume

Umgekehrt proportional ...

umgekehrt

... endlich!

instinctus naturae

Mit 190 über die dreispurige Autobahn. Mittelspur. Nur so läßt sich bleierne Müdigkeit durch vorbeirasende Linien eingrenzen. Der Laster zieht von rechts in die Spur.
Chaos im Kopf. Wach im Sekundenbruchteil. Herzfrequenz und Puls in pathologischer Höhe. Kein Ausweg, gefangen in Selbstüberschätzung. Bremsen schreit das Kleinhirn. Wertvolle Sekunden, verlangsamter Reaktionsfähigkeit geschuldet, verloren. Links lückenloses Rasen. Rechts also. Bremsend hinüber ziehen. Am Laster vorbei sehen - Unfall auf der rechten Spur. Kein Entrinnen. Tunnelblick, Dunkel, ein lichter Meeresstrand, Gesichter geliebter Menschen im Zeitraffer. Gefühlt letzte Momente.
Bremsen. Eine Hand breit hinter dem Auffahrchaos bleibt der Wagen stehen.

worte...

einfach so fallen gelassen
von vertrauten
werden plötzlich
zu gold

Interessenkonflikt?

Baum-Nr-34

Da zählen sie erst Bäumchen und verteilen dann Knöllchen ...
Vielleicht sollten die Damen zum Grünflächenamt wechseln?

...

die hände auf deinen schulterblättern
dort, wo die flügel nicht wachsen
der ort dazwischen,
verlassen

Überfall

An die haste-mal-nen-Euro-Typen vor dem Supermarkt (früher wollten sie nur die Hälfte) hat sich die Beobachterin inzwischen gewöhnt. Was sie aber bei jedem Einkauf erschrecken läßt, sind die neben den Bittenden kauernden, das Geld oft grimmig und wegen ihrer Größe bedrohlich einfordernden Hunde.
Immer wieder betritt die Beobachterin den Supermarkt mit einem Schaudern, bedeckt eine Gänsehaut ihren Körper und läßt sie frösteln.
Abwesend sortiert sie dann alltägliche Bedürfnisse in ihren Einkaufswagen und erinnert sich jenes ursächlichen, frühkindlichen Sonntags.
Ein Rummel ist in der Stadt und ein Vater begleitet seine vierjährige Tochter zum Erleben beschwingter Lust und seltener Genüsse.
Noch ganz benommen von Zuckerwattebergen und unzähligen Karussellrunden durch den blauen Kleinstadthimmel machen sich Vater und Tochter später auf den Heimweg. Vorbei an schmucken Häuschen mit penibel gepflegten Vorgärten plaudert das Mädchen in den Sommertag.
Ein Wort gibt das andere, der Vater wird plötzlich ob unbedacht fallen gelassener Worte des Mädchens böse, familiärer Zwist entbrennt.
Just in diesem Moment schießt ein dunkles Etwas auf die menschenleere Straße und läuft rasend schnell auf das Mädchen zu. Das Kind erstarrt, ein großer Schäferhund haut seine Tatzen auf schmale Schultern und fletscht die Zähne, bereit selbige in das zarte Gesicht zu schlagen. Die schlimmsten Albträume des Mädchens scheinen mit einem Mal Wirklichkeit zu werden: der Höllenhund Keberos wird ihr den Gar ausmachen. Den Vater hat es vergrätzt, hilfesuchende Blicke verlieren sich im Nichts.
Wie durch einen Schleier sieht das Mädchen seinen Vater voller Wut und Kraft ins Gemächt des Hundes treten. Von Watte gepolstert scheint ihm die akustische Wahrnehmung des dem Kraftakt folgenden Winselns des flüchtenden Tieres.
Befreit blickt die Tochter auf zu ihrem Vater. Er wird genau in diesem Moment zu ihrem Held. Und fortan sieht sie immer, wenn sie denkt, sie müsse über ihren eigenen Schatten springen, diesen eben noch verärgerten Mann vor sich.
Die Beobachterin grübelt noch heute, ob der Geifer des Höllenhundes im Garten der unachtsamen Besitzer als giftiger Fingerhut weiter lebt.
Und wann immer ein vermeintlicher Schäferhund neben den Bittenden vor dem Supermarkt thront, entrichtet die, der Hunderassen unkundige Beobachterin ihren Obolus. Angst und Reue und Bewunderung für ihren Helden öffnen ihr das Portemonnaie.

zeit

der langen tage
sehnsucht
in sekunden
verleben
wollen
ganz, alles
genießend
den moment umklammern

Tierliebe

Fünfmarkstückgroß ruderte ein winziges Etwas im Bassin der Zoohandlung. „Die da Papa, die hat so lustige Flecken am Bauch“, träumte das kleine Mädchen laut vor sich hin. Ein kräftiger Mittdreißiger, Vater des berockten Knirpses, konnte den Wunsch nicht abschlagen. Immerhin, eine Wasserschildkröte macht keinen Lärm, ist relativ anspruchslos und wenn es denn unbedingt ein Haustier sein sollte, warum nicht dieses putzige Reptil. So zog „Flecki“ ins neue heimatliche Aquarium und das kleine Mädchen war’s zufrieden.
Schnell entwickelte die anfangs fingerzahme Wasserschildkröte eine eigene Persönlichkeit. Nicht jedes Futter war ihr Recht. Den Entzug favorisierten Schabefleisches, bevorzugt auf der über der Wasseroberfläche liegenden, felsigen Erhöhung eingenommen, bestrafte sie mit gnadenlosem Abtauchen in die Untiefen ihres Beckens. Viel schlimmer aber: Flecki wuchs – und mit zunehmender Größe wurde sie garstig. Streicheln ließ sie sich schon lange nicht mehr. Jeden Annäherungsversuch des kleinen Mädchens bestrafte sie mit katzenähnlichem Fauchen. Einmal schlug sie sogar erfolgreich einen ihrer paddelförmigen Füße mit voller Wucht in die Hand des kleinen Mädchens, das erschrocken und weinend den blutenden Finger aus dem Wasser zog und fortan jedes Interesse an Flecki verlor.
Nach vier Jahren, nur von gelegentlichen, katzenlautgleichen Wutentäußerungen unterbrochener, stummer Familienmitgliedschaft, war Flecki der Größe ihres Aquariums entwachsen. Eine Erweiterung der Behausung verbaten das ob ihres Haustiers überdrüssige kleine Mädchen und die zu geringe Wohnfläche.
Besorgt und mit schlechtem Gewissen unternahm der inzwischen angegraute Anfangvierziger zaghafte Versuche, das Reptil in einer artgemäßen Umgebung zu plazieren. Aber: keine Zoohandlung wollte Flecki kaufen, kein Tierheim hatte Verständnis für die großgewordene Schildkröte mit der eigenen Persönlichkeit.
So ersann der Vater einen Plan.
Ein Sonntagsausflug schien die Lösung. Heimlich steckte er Flecki in die pinkfarbene Brottasche des kleinen Mädchens, verbarg selbige unter seiner dicken Winterjacke und lud Abenteuer versprechend zu einem Besuch des Botanischen Gartens der Stadt.
Fröhlich durchwanderte das kleine Mädchen die Gewächshäuser, schwitzend keuchte der Vater mit bis zum Kragen geschlossener Jacke hinter ihr.
Endlich hatten sie den Ort angedachter väterlicher Erlösung erreicht. „Guck mal, die vielen Schildkröten“, skandierte das kleine Mädchen vor einem Wasserfall stehend, der einen kleinen Teich voll mit munter vor sich hin rudernden Schildkröten speiste. Der Vater kam sich vor wie ein Kleinkrimineller mit seinem, weitere Besucher beobachtenden Blick. Dann schien der richtige Moment gekommen, das kleine Mädchen abgelenkt, außer den beiden niemand mehr da. Blitzschnell öffnete der Vater Jacke und Brotbüchse. Schuldbewußt ergriff er Flecki, ließ sie ins Wasser gleiten. Verdutzt und plump landete das Tier mitten unter ihm fremden Artgenossen. Das kleine Mädchen bemerkte nichts, wunderte sich auch nicht als ihr der Vater die leere Brotbüchse umhängte und erleichtert seine Jacke auszog.
Die beiden schlenderten weiter, kehrten später noch einmal an den Tatort zurück. Das kleine Mädchen nahm den schuldbewußten Gesichtsausdruck des Vaters nicht wahr. Der jedoch erkannte Flecki zwischen den anderen Schildkröten, das Füßchen eines weitaus kleineren Artgenossen im Maul – nein, Flecki hatte nichts von Chelones Jungfräulichkeit.
Auf dem Heimweg flüsterte der Vater seiner Tochter zu: „Ich muß dir heute Abend eine traurige Geschichte erzählen.“ Den Rest der Bahnfahrt sann er nach über einen Wunsch, den er dem kleinen Mädchen glücklicher erfüllen könnte.

Unverhofft...

...klingelt das Telefon in den stillen, einsamen Abend. Einfach so bescheren mir warme, freundliche Worte und einige wenige Klicks ein neues Spielzeug. Einfach so geht ein Wunsch in Erfüllung. Danke, großer Zauberer.

Kopf hoch ...

... dachte ich beim Spaziergang durch den Prenzlauer Berg nach einem merk- und denkwürdigen Tag. Und dann das!

Haertetest1

Die Gedanken überschlagen sich: ein rauschausschlafendes Partyüberbleibsel, eine die Jahreszeit verwechselnde Sonnenhungrige, ein Verbrechensopfer (wäre wohl zu offensichtlich). Genaueres Hinsehen offenbarte Puppenbeine. Und was sich den elegant übereinandergeschlagenen Fesseln und Schenkeln anschließt, wäre nur durch einen blitzartigen Überfall durch unangekündigtes Klingeln zu ergründen gewesen. Und das habe ich mich dann, trotz geweckter Neugier auf Beine und Besitzer, nicht getraut.

gespür

neues in vertrauter umgebung
entdecken
alleinbesitz
wurzeln nur sprache
orte bedeutungslos

träume

vergessen in den falten des lakens
verflogen im winden des körpers
aufrichten
weggehen, im glauben, so wiederkommen zu können
eintreten, in lichtungen, die niederungen werden
wohin
beißen den schrei

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Meinungen

sie haben doch nicht...
das reisefieber und die fotolust "kurriert"? ich vermiss...
Ranunkelchen - 27. Mai, 23:14
auch von mir....
... alles gute nachträglich.
Doro (Gast) - 10. Mär, 17:13
hab lieben dank!
Paula notes - 8. Mär, 23:03
herzlichen glückwunsch!...
schneck08 - 6. Mär, 00:04
ich selbst
kanns aus 9monatiger eigener abstinenz nur empfehlen!...
ranunkelchen (Gast) - 12. Okt, 21:35
ja, sicher
und fern und scheinbar nicht erreichbar. aber für mich...
Paula notes - 6. Sep, 01:12
der nachthimmel hat's...
der nachthimmel hat's gut.
schneck08 - 5. Sep, 10:14

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Zuletzt aktualisiert: 15. Apr, 10:03

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