Gelb

Hemmert

Gelb symbolisiert Sonnenlicht, aber auch Eifersucht. Die Farbe beunruhigt und bringt, in einem grellen Ton verwendet, ein gewisses Maß an Gewalt zum Ausdruck. Auf dieses Farbpotential baut Hans Hemmert (* 1960) in seiner Ausstellung ego sum via in der Galerie carlier | gebauer.

Provokant verbindet der in Berlin lebende Künstler in seinen Skulpturen Dinge, die scheinbar nicht zusammen gehören. Da ist die, christlicher Symbolik entlehnte, Mutter mit dem Kinde mit der neuzeitlichen Pistolenlady in gelbem Lack verschmolzen (… was geht, schwester?), da treffen sich Schwertfrau und Baby (and when I arrive at my destination) in einem Monolith. Das in fester Form manifestierte nicht-voneinander-loskommen-können spiegelt die Widersprüche von traditionellem Rollenverständnis und moderner Lebensweise in überspitzter, fast ironischer Weise. Abhängigkeit und erkämpfte Freiheit streben in gleich kraftvoller Bewegung in entgegengesetzte Richtungen, nicht jedoch ohne den Blick zurück der miteinander verschweißten Figuren.

Die gewaltig gelbe Verbundenheit schreibt eine Untrennbarkeit heutigen Seins von der Geschichte fest. Ein Sieg im Kampf der Gegensätze scheint unmöglich – herausfordernde Denkanstöße, die auch den abgebrühtesten Konsumenten so schnell nicht mehr loslassen.

H2O

Mantraartig hatten mir die (Be)Herrscher von mit Hunderten von Tasten, Reglern und Knöpfen bestückten Schnittplätzen immer wieder gepredigt: ‚Keine Getränke auf diese Tische, egal wie lang dein Tag war, egal wieviel Koffein dir gerade fehlt!’. Daran hat sich Frau leidend aber brav (fast) immer gehalten. Zivilem Ungehorsam nie abhold, ist das natürlich am heimischen Schreibtisch etwas ganz anderes.
Stolz steht die Wasserflasche neben dem Laptop als das Telefon klingelt. Der beherzte Griff zum Mobilgerät läßt die Flasche kippen, dem Anrufer (wer war nicht mehr festzustellen, bitte melden) offenbart sich über den Audiokanal mein Horrorszenario. Die Flasche liegt, die Tastatur schwimmt. ‚Not aus’ ist der Gedanke der den Finger steuert. Flüche ergießen sich in den unbekannten Gehörgang.

Wasser

Tasten abschnipsen, Küchenkrepp vorsichtig in Pfützen pressen… immer das große P für Panik in den Augen. Was (ist) wäre das Leben ohne Computer, verdammte Abhängigkeit.
Tasten wieder drauf klipsen, anschalten, Passwort eingeben und – denkste – die Kiste will nicht verstehen.
Nun wird aus Wasser Kommunikation. Rundrufe ins computerbewanderte Umfeld. Mailboxen betextet, Anrufbeantworter beschworen. Dann endlich beruhigende Worte: das wird schon wieder, trocknen lassen, einpacken, morgen vorbeikommen.
Tagsüber flattern Beileidsbekundungen per SMS ins Haus, ein Programm zum Umgehen des Passwortes ist geschrieben … gerührt von soviel Mitgefühl, hoffend, bangend und auf Entzug harre ich des abendlichen Therapietreffens. Und es geschieht Unglaubliches, unter analysierendem Blick und geübten Griffen der Freundin lernt mein Laptop ganz schnell, mich wieder zu mögen. Danke an alle Mitleidenden und ein ganz besonders herzliches 'das werde ich Ihnen nie vergessen' an Frau K. Ich lebe wieder – technisch.

...

nur langsam verflüchtigt sich die zeit
und nimmt doch nicht mit was längst ihr gehört

Drowning by H. - sorry Mr. Greenaway -

Der ausgiebige und unerwartet genußvolle Erkundungsspaziergang durch den Berliner Zoo rückte nicht nur nie gesehene Spezies ins Bewußtsein und förderte längst verloren geglaubtes Wissen aus spärlich besuchtem Bio-Unterricht zutage, er machte auch sehr, sehr durstig.
Der freundliche Kellner wurde beim Niederfall in der nächsten Lokalität (ohne Blick in die Karte) mit nur einem Wort bedacht: 'Bier'.
Und was kam ungefragt?

Drowning-with-H-

Plörre... , sorry MC, bei all den kürzlich erlittenen Verlusten und bei aller Bewunderung für die clevere Marketingidee: dat kann man nich trinken ne?.
Dank an den umsichtigen Begleiter, der durch das Bestellen eines klassisch guten Chardonney die Graduationkurve des Tages wieder auf das gewohnt hohe Niveau brachte.

...

die bilder der worte
regen, melancholie
gelbe blume
tasten
betasten
sich
wärme
leere
stille
schmerz

Bloomy Sunday

Bloomy-Sunday

O.B.

O-B-


… ohne Bedienung – am Tresen bestellen, bezahlen und selbst einführen was gerade umgesetzt wurde vom Angebot des Etablissements in Preisstufe 2.
Derartige Paraphernalien, einst das Konsumverhalten im Ostteil der Stadt regulierend, besitzen inzwischen Seltenheitswert. Beim Anblick von Holztäfelung, Velourstapete und Angebotstafel keimen Erinnerungen auf, die sich so nie wirklich festgesetzt haben im Erlebnisspeicher. Gedanken fangen an zu kreisen: wo warst du, als andere hier saßen und zechten, ihren sauer verdienten Lohn durchbrachten? Blutjung und neu in der ‚Hauptstadt’, dem Provinzmief entflohen, neugierig auf alles? Beim Lesen der Geschichte dieser Lokalität, die heute wieder ‚in’ ist, stellt Frau dann fest, daß sie offensichtlich gleich inmitten der, bereits aus besagter Kneipe umgezogenen, ‚Szene’ angekommen war. Doch anders war es dort auch nicht. Wichtig schienen die Umzügler, die eine Ankunft prägten, ein neues, in Nischen begrenzt freies Leben begleiteten.
Zwanzig Jahre später ist von den Dörfern in der Großstadt wenig geblieben – verschwimmende Orte, verlegte Erinnerungen.

Hot Spot ...

Mona Hatoum

… benennt Mona Hatoum ihre raumgreifende Installation die noch bis Anfang Juni in der Galerie Max Hetzler zu erleben ist.
Ein Globus von zwei Meter Durchmesser steht, auf einem Skelett das auf stählerne Längen- und Breitengraden reduziert ist, im abgedunkelten Raum. Gebogte Neonröhren bilden die Umrisse der Kontinente, leuchten mit gläserner Zerbrechlichkeit in orangerot.
Schon der mehrdeutige Titel führt die sinnliche Verspieltheit, mit der die Installation daher kommt, ad absurdum. Eine scheinbare Vertrautheit mit dargestellt Bekanntem zieht den Besucher in den Bann. Jedoch offenbart vorgeblich Alltägliches sehr schnell seine zwiespältige Faszination von Verführung, Verspieltheit, Macht und Bedrohung.

1952 in Beirut geboren und seit 1975 in Großbritannien lebend, wurde Mona Hatoum Mitte der 80er Jahre mit Videoarbeiten und Performances bekannt, in denen sie sich intensiv mit dem menschlichen Körper auseinander setzte (Corps étranger, 1994).

Die Handschrift der Künstlerin ist mittlerweile unverwechselbar. Hot Spot knüpft an frühere Licht-Arbeiten (Light Sentence, 1992) an. Rötliches Licht, gleichzeitig Wärme und Warnung suggerierend, haucht den Grenzen der Kontinente, die hier nur Metaphern sein können, Leben ein. In verspielt daher kommender Ästhetik wird eine globale Bedrohung, die fast zur globalen Normalität verkommen zu sein scheint, eindringlich verdeutlicht.
Eine einfühlsame Ansprache des Rezipienten zwingt selbigen, sich, aus einem gefühlten Konglomerat ästhetischer und politischer Eindrücke heraus, mit der bitteren Wirklichkeit auseinander zu setzen. Physisches Erleben schickt Gedanken in neue Sphären.
Was bleibt sind bedrohliche Beunruhigung und wache Sinne.

...

häutung
prozeß einer nacht
haut
bloße hülle am morgen
ein neuer winter

Frühling im Kleingarten

Fruehling2

Terminiert...

Terminiert

Letaler Traum

Die Fee tanzt einen Reigen mit dem kleinen Mädchen. Leichtfüßig schweben sie durch unergründlich schöne Landschaften. Wärme durchströmt das Kind. Nur fern nimmt es den dunklen, sich langsam nähernden Schatten wahr. Die kurz im Licht funkelnde Sense entgeht seinen Blicken. Das Mädchen tanzt weiter, glücklich.
Ein Geräusch dringt in seinen Traum. Leise Wortwechsel. Eine Hand streift seine Schulter.
Sie solle aufwachen. Die Stimme des Vaters. Wie durch Watte hört das Mädchen: ‚Deine Mutter ist gestorben’. Die Bedeutung der Worte nimmt es nicht wahr, ein Verstehen ist ihm unmöglich.
Es träumt weiter.
Tränen rollen über die Wangen des Vaters, Salz brennt sich in seine Haut. Unerreichbar für eine Berührung.
Das Mädchen will tanzen. Doch die Fee verliert sich in düsterem Grau. Das Mädchen sieht statt dessen eine sich langsam ankleidende Sechsjährige die kurz darauf in einem dahinrasenden Auto versinkt. Landschaften ziehen an ihr vorbei, aufsteigende Nebel halten den Traum.
Die Großeltern sitzen mit im Wagen. Mit tieftraurigen Blicken schauen sie das Mädchen an. Ihre Gesichter verschmelzen mit den vorüberfliegenden, verzerrten Bildern der Landschaften. Das Kind fühlt Angst in sich aufsteigen.
Versteckt hinter schützenden Tränenschleiern träumt es weiter.
Stunden später führt es sein Traum in ein großes Backsteingebäude. Efeu rankt an den Mauern. Das Mädchen zupft ein Blatt, hält es wie einen Schatz in seinen Händen und sich daran fest. Das Dunkelrot des Hauses gibt verwunschene Gänge preis. Turmhoch verheißen sie ihm nichts Gutes. Verloren läuft es den anderen hinterher. Furchteinflößend erscheint ihm seine Traumwelt, unheimlich und teilnahmslos die sich darin bewegenden Personen. Von blassem Weiß ist ihre Kleidung, gedämpft ihre Stimmen, langsam ihr Gang. Unzählige Türen verwirren das Kind. Menschen verschwinden dahinter in unbekannte Welten, leise fallen Schlösser zu. Das Mädchen sieht in der Ferne seine Anverwandten mit einer weiß gewandeten Gestalt flüstern. Es bleibt zurück, bereit die Welten hinter den Türen zu ergründen.
Nur so kann es weiterträumen.
Zaghaft umfaßt seine Hand eine Klinke hoch über sich. Knarrend öffnet sich die Tür. Mit vorsichtigen Schritten betritt das Mädchen den Raum. Kälte umströmt es in der neuen Welt. Fröstelnd schlingt das Mädchen die Arme um seinen kleinen Körper. Karg und grau erscheint ihm der Raum. Dämmriges Licht dringt durch ein Fenster. Schüchtern schaut es sich um, erblickt Tisch und Stuhl. Als hätte jemand fluchtartig diesen Ort verlassen, steht der Stuhl verkantet im Raum. Geschwächt von der Kälte in seinen Gliedern, wagt es das Mädchen nicht, sich zu setzen.
Es schaut nach links. Was es wahrnimmt, läßt seinen Atem stocken. Übereinander aufgebahrt liegen drei Körper, bedeckt mit Tüchern. Lediglich Haare und Füße lugen unter dem Stoff hervor. Am den großen Zehen hängen Pappschilder. Das kleine Mädchen kann nicht lesen was darauf steht. Kaltes Schaudern ergreift das Kind. Seine Traumreise wird zum Albtraum.
Es will weiter träumen.
Vor Kälte zitternd, ergreift es mit letzter Kraft den Zipfel eines Lakens.
Angst und Neugier lassen es furchtsam das Tuch zurück ziehen. Was das Kind sieht, läßt Traum und Wirklichkeit eins werden. Ungläubig blickt das Mädchen ins Antlitz seiner Mutter. Sie schläft, denkt es und schaut in ihr friedvolles Gesicht. Das Kind sucht nach Worten, um die Mutter sanft zu wecken. ‚Steh’ auf, komm mit mir’, will es sagen, als eine Hand es fest an der Schulter faßt und gewaltsam aus dem Raum zerrt.
Es will weiter träumen.
Die Fee kehrt zurück, schaut das Mädchen mit dem Gesicht der Mutter an. Ihre Stimme sagt: ‚Laß mich gehen und ich komm zurück’. Das Mädchen kann nicht begreifen. Erstarrt steht es im hohen Flur. Die Fee greift seine Hand, so gern würde es mit ihr gehen. Die Stimme des Vaters dringt tiefer. ‚Sie ist tot. Sie wird nicht zurück kommen.’ Heimlich entschwindet die Fee. Vergeblich versucht das Mädchen, sie aufzuhalten.
Es will weiter träumen.
Schwarzgrau rasen die Landschaften im Wagen an ihm vorbei. Das Mädchen sieht einen Schmetterling aus einer Puppe schlüpfen, folgt seinem kraftvollen Flügelschlag.
Stundenlang sitzt es später vor der Sanduhr der Großeltern, dreht sie wieder und wieder und beobachtet starren Blickes das Rinnen der Körner durch die Zeit.
Jahre noch sucht die Fee mit dem Antlitz der Mutter das Mädchen in seinen Träumen heim und gemeinsam durchleben sie diesen einen Tag, der alles zurück bringt.

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Meinungen

sie haben doch nicht...
das reisefieber und die fotolust "kurriert"? ich vermiss...
Ranunkelchen - 27. Mai, 23:14
auch von mir....
... alles gute nachträglich.
Doro (Gast) - 10. Mär, 17:13
hab lieben dank!
Paula notes - 8. Mär, 23:03
herzlichen glückwunsch!...
schneck08 - 6. Mär, 00:04
ich selbst
kanns aus 9monatiger eigener abstinenz nur empfehlen!...
ranunkelchen (Gast) - 12. Okt, 21:35
ja, sicher
und fern und scheinbar nicht erreichbar. aber für mich...
Paula notes - 6. Sep, 01:12
der nachthimmel hat's...
der nachthimmel hat's gut.
schneck08 - 5. Sep, 10:14

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